Die Reise zu mir selbst

Für Katharina Walter's Blogparade mit dem Thema "GLobetrotting-Vibes" habe ich diesen Artikel verfasst. Mit Katharina durfte ich einige Zeit in Thailand verbringen und sie hat mir immer wiedermal ihr Herz und ihre Ohren geöffnet, wenn ich Rat oder einfach nur eine Zuhörerin brauchte. Katharinas Lael heisst "Mein geliebtes Kind" und sie ist auch mitbegründerin vom FamilyCampus.

über umwegen auf den richtigen weg gefunden

 

Als ich Mitte Zwanzig war, habe ich einmal eine Karte gezogen. Sie wurde mir mit vielen anderen verkehrt hingehalten und ich zog sie sozusagen blind heraus. Darauf stand: „Ich lerne, dass sich alles ändert im Leben, auch das, was ich denke, fühle und glaube.“ Diese eine Karte hängt noch jetzt in unserer Diele. Ich laufe täglich an ihr vorbei, lächelnd. Denn damals wusste ich nicht, wie wichtig dieser Satz einmal für mich werden würde.

 

 

Ist es nicht so, dass das ganze Leben eine Reise ist? Ich sage oft, dass unser Leben wie ein Zug ist. Es steigen Leute ein und aus, einige bleiben lange darin sitzen und andere steigen bald wieder aus, um eigene Wege zu gehen. Nichts hält für die Ewigkeit. Alles ist vergänglich.

 

 

Hätte mir jemand erzählt, wie sich mein Leben entwickeln und ich mich verändern würde, ich hätte es nicht geglaubt. Es gibt Menschen die haben ihre Ziele und steuern gerade darauf zu, ohne Umwege, ohne Hindernisse. Sie machen es einfach. Ich gehöre nicht zu denen. Schon immer habe ich jede Hürde, jeden Stein, jeden Fluss und jede Abzweigung genommen, welche ich auf meinem Weg antraf. Viele davon habe ich mit Bravour gemeistert, an einigen wäre ich fast zerbrochen. Doch schlussendlich hat mich jede von diesen Umwegen stärker und zu dem gemacht wer und was ich heute bin.

Mutter zu werden ist oft das schönste, aber auch einschneidendste Erlebnis das es gibt. Plötzlich ist alles anders und die Hormone, welche durcheinander sind, sind da nicht gerade hilfreich, um sich in der neuen Rolle zurechtzufinden. Bei meinem Erstgeborenen Taro lief alles, wie man es sich wünscht und wie man es erwartet. Hausfrau und Mutter war ich. Er war mein Ein und Alles und ich liebte es seine Mutter zu sein. Es reichte mir vollkommen. Ich war zufrieden, nicht immer glücklich, aber es schien, als hatte ich meine Berufung gefunden. Doch meine kleine Nora, die hat etwas losgetreten in mir. Es fing schon in ihrer Schwangerschaft an. Sie wuchs in mir und ich mit ihr. Ich glaube, meine Reise hat da erst richtig begonnen. Viele Bücher habe ich seit dem gelesen, tolle Gespräche geführt, interessante Leute kennengelernt, Freunde gefunden und viele Weiterbildungen besucht. Ich habe mich verändert. Einige sagen ich sei komisch geworden. Aber ich liebe was und wer ich nun bin. Ich weiss ich bin auf dem richtigen Weg, auf meinem Weg. Und ich sehe die Welt mit anderen Augen. Die Menschen nehme ich wie sie sind. Ich versuche das Wesentliche herauszufiltern. Mehr im Einklang mit mir und Mutter Erde zu sein. Früher genoss ich einfach die frische Luft. Jetzt sitze ich da, atme, spüre den Wind in meinen Haaren, die Sonnenstrahlen auf meiner Nase und lausche. Ich tanke mich an Himmelslicht auf und ich spüre den Boden unter meinen Fusssohlen. Ich bin dankbar für jeden Moment der Ruhe. Wenn ich früher alleine war, fühlte ich mich unwohl, ich war nicht so gerne alleine. Meine Wohnungen waren stets offen für meine Freunde und ich genoss es sehr, ihre Gesellschaft. Es war nicht unerträglich mit mir selbst zu sein, aber ich wollte es einfach nicht. Inzwischen schätze ich diese Momente des Alleinseins umso mehr.

 

Ich durfte im Winter einige Zeit im Ausland sein und ich hatte kaum Zeit für mich. Doch die zwei Minuten am Strand, welche ich einfach da sass, meine Zehen im warmen Sand vergrub und das Schnaufen von Ice, an meiner Seite hörte, sog ich in mich auf. Diese kurzen Momente gaben mir Kraft für den ganzen Tag. Und ich mache dies hier zuhause nun auch, und zwar noch viel bewusster.

 

Ich habe die Mamizeit eingeführt und die ist nicht nach Schema oder Stundenplan.

Wenn ich sie brauche, fordere ich sie ein. Dann setz ich mich in den Garten und schaue auf den See, oder ich laufe einmal ums Haus. Heute zum Beispiel hatte ich mir vorgenommen zu arbeiten. Schlussendlich liess ich mir ein Bad ein. Mit Duftkerze und einem guten Buch, lag ich einfach nur da, im warmen Wasser und war. Alles rundherum liess ich sein. Es ist unsere Entscheidung, wie wir durch den Tag gehen. Ob wir eine grosse Pendenzenliste versuchen abzuarbeiten und am Abend erschöpft und enttäuscht sind, wenn wir nicht alles geschafft haben. Oder ob wir einfach nur das Nötigste gemacht haben, damit wir genug Zeit für uns und die Kinder hatten. Ich habe erst gerade das Buch „Die Mañana- Kompetenz“ fertig gelesen und ich habe zusätzliche gute Inputs erhalten. Nicht alle werde ich umsetzen, aber nur schon das zusätzliche Wissen bestärkt mich, in meiner Entscheidung langsamer aber dafür bewusster durchs Leben zu gehen. Es wäre ja schade, wenn ich die Babyschnecke nicht gesehen oder weil ich so schnell durch den Wald gelaufen bin, das Eichhörnchen verscheucht hätte. Habt ihr schon einmal einer Blume zugeschaut, wie sie sich am Abend verschliesst, wenn sie in Schatten getaucht wird? Solche kleinen Momente sind besonders.

 

 

Oft leeren uns unsere Kinder wieder langsamer zu gehen. Denn ihre Füsse können nicht so schnell und diese kleinen Entdecker sind es, welche wir zum Vorbild nehmen sollten. Sie sind unsere Lehrer und nicht wir. Im Alltag triggern sie uns immer wieder mit unseren Themen und wir sind entweder bereit, die Herausforderung anzunehmen, oder sie nicht zu beachten und weiterzumachen wie bisher. Schliesslich haben wir uns wohl im Jenseits gegenseitig ausgesucht um diese Aufgaben hier auf der Erde gemeinsam zu lösen.

 

 

Und auch wenn sie kleiner sind als wir und noch nicht die richtigen Worte finden, sollten wir genau zuhören, was sie uns zu sagen haben. Denn oft sind die kleinen sehr, sehr weise. Es ist erstaunlich und oft auch faszinierend, was da in ihren kleinen Köpfen schon studiert wird. Nicht nur wir haben die Aufgabe ihnen gewisse Dinge beizubringen oder sie bei verschiedenen Lernprozessen zu unterstützen, auch sie bringen uns täglich dazu über vieles nachzudenken.

 

Manchmal sollten wir einfach unsere Pläne über den Haufen werfen, weil wir wieder mehr Raum und Zeit geben wollen. Muss man denn unbedingt heute ins Dorf fahren um das Brot zu kaufen? Oder kann man das Brot auch gemeinsam mit den Kindern backen und spart sich dafür den Kampf ums Jacke anziehen. Ist es zwingend notwendig, dass die Brio-Eisenbahn heute weggeräumt wird, damit man durchstaubsaugen kann, oder reicht es auch, wenn ich einfach rundherum sauge. Und wenn strahlendes Wetter ist, das Kind aber so schön mit den Lego spielt und einfach keine Lust hat rauszugehen, kann man dann nicht einfach die Fenster öffnen und in zwanzig Minuten einen neuen Versuch starten ins Freie zu gehen? Oft sind wir so stur, so fixiert, dass unser Zeitplan und unsere Tage so ablaufen, wie wir es uns ausgedacht haben. Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Flexibilität, Spontanität muss auch gelernt sein. Auch wenn man im ersten Moment durchatmen muss, sich ärgert weil man jetzt doch nicht zu dem kommt was man eigentlich wollte, ergibt sich eine neue Chance. Wir sollten es nicht als nachgeben ansehen oder dass die Kinder ihren Willen schon wieder durchgesetzt haben. Ich glaube es ist im Moment schwieriger zu akzeptieren und die ersten Male brauchen Mut. Es ist nicht immer der emotional einfachere Weg, aber auf lange Sicht hinaus der lohnenswertere.

 

 

Ich will euch einfach auf euren Weg mitgeben, dass ihr auch einmal Pause machen dürft. Das heisst wirklich Pause, nicht noch schnell, schnell die Geschirrspülmaschine ausräumen und die Wäsche zusammenlegen, wenn das Kind schläft. Das kann warten. Denn wenn das Kind wieder wach ist, hilft es vielleicht sogar gerne mit, und wir hatten Zeit unsere Füsse kurz hochzulegen und Kraft für nach dem Mittagsschlaf zu tanken.

 

Ich habe mich von einer sehr starken Perfektionistin und Kritikerin, welche kaum mal 5 Minuten ungenutzt verstreichen lassen konnte, zu einer Geniesserin gemausert. Langsam und gemütlich durch die Welt zu spazieren, kann ich nun geniessen und sehe es nicht länger als vergeudete Zeit.
Wenn ich das kann, könnt ihr das doch auch!? Es war eine lange Reise und ich lerne täglich dazu. Ich freue mich auf jeden der weiteren Schritte in Richtung Unendlichkeit. Doch jetzt, im Moment, habe ich das Gefühl endlich angekommen zu sein.

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