Meine Stillgeschichte

Diesen Artikel schreibe ich für Lena Glodde und ihre Blogparade. Vielen Dank für diese Möglihckeit. Ich hoffe damit vielen Frauen Mut zu machen, welche gerade in so einer Situation stecken und vorallem hoffe ich, dass kein Mami zögert sich Hilfe zu holen.

 

Inzwischen blicke ich bald auf 50 Monatige Stilkarriere zurück und bin in der Ausbildung zur Stillberaterin bei der La Leche League.

 

Aller Anfang ist schwer

 

Als ich mit 28 Mutter wurde, hatte ich bis dann kaum etwas mit Stillenden Müttern zu tun, geschweige denn, mit ihnen gesprochen. So geht es vielen Mamis und wir bräuchten doch eigentlich Vorbilder. Mamas und Omas, Tanten und Freundinnen, welche uns helfen die Stillbeziehung positiv zu starten, uns vormachen wie es geht und uns unterstützen.
Alles was ich von meiner Mama hörte war, „Ich konnte stillen und meine Mama auch, dann kannst du das auch!“ Theoretisch hatte sie ja Recht. Jedoch war das bei Taro und mir nicht so einfach.

Man sagt, dass aktive Mithilfe bei der Geburt der Mutter sehr wichtig ist für einen guten Stillstart. Nun ja, ich hatte eine PDA. Das erste Anlegen nach der Geburt ging gut. Danach nahm alles eine falsche Richtung. Taro hatte kein Roomingin bei mir in der ersten Nacht und verbrachte diese im Säuglingszimmer. Dort lernte er in einer Nacht die Flasche, aber auch den Schnuller kennen. Eine Saugverwirrung war vorprogrammiert.
Wir hatten sehr viel Besuch. Ich nahm die Möglichkeit nie war den Stillraum zu besuchen, um dort Ruhe zu haben. Damals genoss ich die Aufmerksamkeit. Erstes Kind, viele Hormone, Stolz, null Ahnung. Wir wussten nicht, dass viel Rummel ebenfalls einen Einfluss auf den Verlauf der Stillbeziehung haben kann.
Taro schlief viel. Was wohl auch auf die PDA zurückzuführen war. Er war trinkfaul.
Zuhause stillte ich wie von den Hebammen aufgetragen alle 4 Stunden. Taro schlief immer wieder ein. Ich musste ihn ständig wecken.

 

Nach ein paar Tagen entdeckte die Nachsorgehebamme Neugeborenengelbsucht bei ihm. Wir mussten zur Kontrolle des Bilirubin Wertes ins Spital. Täglich. Taro schrie wie am Spiess als ihn in die Ferse gestochen wurde. Mein Herz blutete jedes Mal mit.

 

Fakt war, dass Taro zu wenig trank, was zur Folge hatte, dass die Milchproduktion nicht aufrechterhalten wurde. Um diese wieder anzukurbeln wurde mir geraten zu pumpen und Pulvermilch zu kaufen. Also bestand mein Tagesablauf eigentlich darin zu Stillen, dann zu pumpen, dann gab ich ihm die abgepumpte Milch in der Flasche und wenn er noch Hunger zu haben schien, bekam Taro noch Pulvermilch. Dann hatte ich kurz Zeit um aufs Klo zu gehen, etwas zu essen und dann ging das Ganze von vorne los. Ca. 12 Stunden Täglich war ich mit der Nahrungszufuhr meines Sohnes beschäftigt. Ich sah nichts ausser unsere Wohnung. So schien es mir.

 

Wenn du nicht mehr weisst, wo oben und unten ist

In der Nacht schlief ich regelmässig im Sitzen beim Pumpen oder stillen ein. Ein Wunder, dass mir Taro nie runtergefallen ist. Ich war am Ende meiner Kräfte. Gleichzeitig hatte ich noch unsere kirchliche Hochzeit zu planen. Ich hatte eine super Trauzeugin und eine Tafelmajorin, welche mir mit Rat und Tat zur Seite standen und doch war es Zuviel. Hätte ich das gewusst. Hätte ich die Hochzeit verschoben. Nicht nur die Stillbeziehung litt darunter. Auch meine damalige beste Freundin und Trauzeugin habe ich verloren. Ich war überfordert und trotz Hilfe fühlte ich mich alleine und unverstanden. Manchmal wusste ich nicht wie ich das durchstehen sollte. Ich war glücklich Mutter zu sein. Doch dass das Stillen so schwer, so Kräfte- und Nervenzehrend sein würde, hatte ich nicht erwartet und es kostete mich viele Tränen. Mein Kopf ließ nicht zu, dass ich aufhörte zu stillen. Obwohl mir von mehreren Seiten, auch professioneller Seite immer wieder dazu geraten wurde.

 

Stress lässt die Milch versiegen und wenn ich nur schon daran denke, wie streng es damals war, ist mir klar, warum ich nicht genügend Milch produzierte.
Irgendwann konnte ich die Pumpe zurückgeben. Wir schafften es zu stillen und mit Pulvermilch die fehlende Menge in der Flasche zu geben. Dank Akupunktur und Chinesischen Kräutern floss immer mehr Milch. Und kurz bevor Taro seinen ersten Brei bekam, reichte ihm nur meine Muttermilch. Ich fühlte mich befreit. Ich musste keine Flaschen bereitmachen, kein Pulver abmessen und kein abgekochtes Wasser mitschleppen.
Ich stillte dann bis Taro 14 Monate alt war weiter. Als ich nach einer Fehlgeburt von Frauenarzt und Hebamme darauf aufmerksam gemacht wurde, dass es am Stillen liegen könnte, fing ich an meine Stillbeziehung in Frage zu stellen. Kurz darauf stillte ich ab. Und bis heute bereue ich diesen Schritt. Es war nicht sanft, es war nicht begleitet, es war nicht sein und nicht mein Wunsch und doch tat ich es auf Rat anderer.

 

Ich weiss, mein Bericht liest sich nicht locker flockig, jedoch soll er euch aufzeigen was alles schief gehen kann. Wenn man keine oder die falsche Unterstützung hat.
Stillen muss gelernt sein. Jedes Kind muss es lernen und auch eine Mutter, welche schon viele Kinder gestillt hat, muss sich auf jedes Kind neu einlassen und herausfinden wie es am besten klappt.

 

Neues Kind, neue Chance

 

Durch diese Erfahrung wusste ich, dass ich bei meinem zweiten Kind Hilfe beanspruchen, ja sogar einfordern will. Und dies tat ich auch. Nora kam im Geburtshaus zur Welt und ich verlangte immer wieder um Kontrolle, damit ich es ja richtig mache. Wir schliefen im gemeinsamen Bett und hatten keinen Besuch. Ausser eine meiner besten Freundinnen und den Grosseltern und Onkeln kam niemand. Ich hatte das Gefühl Ferien zu haben. Kein nächtliches Wecken um Temperatur und Puls zu messen, keine Visite. Kein Aufwachen beim Schichtwechsel oder wenn das Essen serviert wird.
Wir beide konnten uns kennenlernen und uns Zeit nehmen, das Stillen zu lernen. Wir schliefen im selben Bett. Nora lebte an und auf mir. Es war eine wundervolle Zeit und Erfahrung.

 

So positiv gestärkt gingen wir nach Hause. Und obwohl ich mit Nora Milchstaus und Milchbläschen hatte, waren das Peanuts im Vergleich zum Stillstart mit Taro. Ich lerne durch eine geschätzte Arbeitskollegin die La Leche League und deren monatliche Treffen kennen. Diese Stillberaterinnen arbeiten ehrenamtlich und die Treffen und Beratungen sind gratis aber Gold wert. Ab da fühlte ich mich verstanden. Ich hatte eine Anlaufstelle für meine Fragen gefunden, auch alle, welche noch von Taros Stillzeit her unbeantwortet geblieben waren. Deswegen mache ich nun diese Ausbildung, denn allen Müttern soll die Möglichkeit geboten werden sich Hilfe zu holen, von Mutter zu Mutter.

 

 

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